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Im Kapitel „Bestandsaufnahme > Allgemeines“ wird der neuartige Begriff des Wasserkörpers
gemäß Richtlinie 2000/60/EG - der Wasserrahmenrichtlinie - erläutert.
Wasserkörper ist ein Zentralbegriff der Wasserrahmenrichtlinie, denn er
zielt auf zwei wesentliche Gesichtspunkte der Richtlinie ab: die Typisierung
der Oberflächengewässer und die Einschätzung des Gewässerzustandes. Nach Artikel 2 Nummer 10 der Richtlinie ist ein Oberflächenwasserkörper „ein einheitlicher und bedeutender Abschnitt eines Oberflächengewässers“, bei Standgewässern also ein einheitlicher und bedeutender Standgewässerabschnitt. Was aber ist ein Standgewässerabschnitt und was heißt einheitlich und bedeutend? |
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Das Kapitel „Abgrenzung
der Fließgewässerkörper“ erläutert, angewandt auf Fließgewässer, was
sich nach Sinnzusammenhang der Wasserrahmenrichtlinie unter einem
einheitlichen und bedeutenden Gewässerabschnitt verstehen lässt. Die
Ausführungen kann man ohne weiteres auf Standgewässer übertragen. Auch für
sie gilt: Standgewässerkörper gehören immer einheitlich zu einer
Gewässerkategorie, einem Gewässertyp, sind im Ganzen entweder als erheblich
verändert/künstlich ausgewiesen oder nicht und haben einheitlich nur einen
ökologischen und chemischen Zustand. Hinsichtlich des Kriteriums
„bedeutend“ zieht die mecklenburg-vorpommersche Wasserwirtschaftsverwaltung
in der Bestandsaufnahme entsprechend dem Vorgehen bei Fließgewässern die
Typisierungsuntergrenze nach Anhang II Nummer 1.2.2 der Richtlinie heran,
woraus folgt: Standgewässerkörper haben stets eine Wasserfläche von
mindestens 0,5 km².
Was aber ist ein Abschnitt eines Standgewässers, den ein Standgewässerkörper darstellen soll? Bei linienhaften Gewässern wie Fließgewässern kann man sich Abschnitte leicht vorstellen - man teilt die Linie lediglich in mehrere Teilstrecken. Bei flächenhaften Gewässern wie Standgewässern fällt die Abgrenzung von Abschnitten schwerer; es gäbe unzählige Möglichkeiten, Flächen zu unterteilen. Es ist oft jedoch gar nicht sinnvoll, eine Seefläche mit dem zugehörigen Wasservolumen in mehrere Abschnitte nach welchen geometrischen Grundsätzen auch immer zu gliedern, weil sich die Wasservolumina der verschiedenen Abschnitte untereinander ohnehin durchmischten. In Abschnitte zu gliedern, erscheint in der Regel nur dort sinnvoll, wo eine solche Durchmischung der Wasservolumina eingeschränkt ist, also dort, wo sich ein See in verschiedene Seebecken unterteilt, die für sich einen gegen die übrigen Seebecken abgrenzbaren Lebensraum bilden. Bei Standgewässern hat daher die Morphologie der Seebecken die entscheidende Bedeutung für die Abgrenzung von Abschnitten und damit von Wasserkörpern.
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Abgren- zungskrite- rien |
Aus diesem Grunde geht die
Wasserwirtschaftsverwaltung Mecklenburg-Vorpommerns bei der praktischen
Abgrenzung von Standgewässerkörpern anders vor als bei der von
Fließgewässerkörpern. Grenzen von Wasserkörpern setzt zu allererst die
Beckenmorphologie. Seebecken, die einen abgrenzbaren Lebensraum darstellen
und eine Mindestfläche von 0,5 km² haben, werden als Wasserkörper
ausgewiesen, Seebecken mit kleinerer Fläche benachbarten größeren
zugeordnet. Die so gebildeten Wasserkörper werden dann nach Typ und Zustand
angesprochen und entweder als erheblich verändert/künstlich ausgewiesen oder
nicht. Die Unterteilung eines Seebeckens in mehrere Wasserkörper erfolgt
nicht. Damit ist die praktische Abgrenzung der Standgewässerkörper
unaufwendiger als die der Fließgewässerkörper. Die Kriterien „eine
Kategorie“ - „ein Typ“ - „ein Zustand“ erfüllen sie gleichwohl, abgesehen
von den Fällen, in denen kleinere Seebecken größeren zugeschlagen werden.
Solche geringen Inkonsistenzen muss man allerdings auch teilweise bei
Fließgewässern hinnehmen.
Die meisten WRRL-relevanten Standgewässer in Mecklenburg-Vorpommern
bilden nur einen Wasserkörper. Mehrere Wasserkörper weisen nur größere Seen
wie der Schweriner See oder die Müritz und außerordentlich stark gegliederte
Seen wie der Schaalsee auf. In der folgenden Karte sind die Wasserkörper des
Schaalsees, den Mecklenburg-Vorpommern mit Schleswig-Holstein teilt, mit
ihren Kennummern dargestellt; der Schaalsee setzt sich, allein was den
mecklenburg-vorpommerschen Anteil betrifft, aus immerhin sieben
Wasserkörpern zusammen. In der Karte sind die wahrscheinlichen Zustände
(wahrscheinlich mindestens gut = grün, wahrscheinlich nicht gut = orange)
der von mecklenburg-vorpommerscher Seite eingeschätzten Wasserkörper
wiedergegeben.
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praktisches Vorgehen |
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